Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Deutsche Stahlproduktion: Anpassung an schwache Nachfrage

Wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl gestern mitteilte, wurden in Deutschland im August 3,4 Millionen Tonnen Rohstahl und damit 7 Prozent weniger hergestellt als im Vergleichsmonat 2011. Im bisherigen Jahresverlauf unterschreite die Erzeugung den Vorjahreszeitraum um 5 Prozent. „Der starke Rückgang im August war allerdings durch einige Sonderfaktoren in Form von Reparaturen überzeichnet“, wird Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, in der Pressemitteilung zitiert.

Mit dieser Kommentierung wird offen gelassen, inwiefern der gegenüber dem Vorjahresmonat doch deutliche Produktionsrückgang als bewusste Angebotsrücknahme interpretiert werden kann. Das Minus im August war noch einmal stärker als im Zeitraum Januar bis August, in dem die Rohstahlerzeugung um 5,3% unter dem Vorjahr lag. Zudem ist der August aufgrund der Ferienzeit neben dem Dezember traditionell ein Monat mit schwächerem Produktionsniveau, in dem auch gerne Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden. Insofern kann man durchaus von einer „Überzeichnung“ sprechen.

Schaut man aber auf die ebenso vorgelegten Detailzahlen der Stahlerzeugung im Juli, werden einige Trends klarer. Die Erzeugung von warmgewalzten Stahlerzeugnissen lag in diesem Monat um 6,5% unter dem Vorjahr (bei einem Minus der Rohstahlerzeugung von nur 2,1%). Diese Zahl setzt sich aus einem Minus von 10,4% bei Flacherzeugnissen und einem Plus von 3,0% bei den Langerzeugnissen zusammen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei dem Blick auf die ersten sieben Monate des Jahres: Während die Flachstahlerzeugung mit 8,4% im Minus liegt, sind es bei der Langstahlerzeugung nur 1,1%. Gerade im Vergleich mit den Rückgängen bei der Flachstahlerzeugung erscheint das August-Minus bei der Rohstahlerzeugung nicht mehr als besonderer Ausreißer.

Im Hinblick auf die Relation von Angebot und Nachfrage am deutschen Markt hat die Erzeugung der Walzstahlerzeugnisse deutlich mehr Relevanz als die Rohstahlproduktion. Die Zahlen machen deutlich, dass als Reaktion auf die gesunkene Nachfrage die Flachstahlerzeugung in den vergangenen Wochen gezielt und erheblich zurück genommen worden ist. Die entsprechenden Ankündigungen verschiedener Hersteller wurden somit umgesetzt. Gemessen an den in 2008 erreichten Erzeugungsniveaus, waren die Kapazitäten der Flachstahlerzeugung im Juli nur zu ca. 80% ausgelastet.

Bei den Langerzeugnissen sind die Minusraten gegenüber dem Vorjahr deutlich schwächer. Dies darf aber nicht so verstanden werden, dass bei diesen überwiegend in der Bauwirtschaft verwendeten Erzeugnissen die Nachfragesituation insgesamt besser wäre. Da die Erzeugung der Elektrostahlöfen wesentlich flexibler und schneller angepasst werden kann, sind generell größere Schwankungen zu verzeichnen. Zudem war im Juli 2011 das Vergleichsniveau schon deutlich niedriger als im Flachstahlbereich. Nimmt man auch hier das 2008 erreichte Erzeugungsniveau zum Maßstab, waren die Kapazitäten im Juli nur zu ca. 75% ausgelastet.

Ob Sondereffekt oder nicht: die deutsche Stahlindustrie wurde in den letzten Monaten mit einer anhaltenden Nachfrageschwäche konfrontiert und sie musste darauf reagieren. Es zeichnet sich klar ab, dass die zum Jahresanfang abgegebene Produktionsprognose der Wirtschaftsvereinigung Stahl, nach der die deutsche Rohstahlerzeugung in 2012 das Niveau des Vorjahres erreichen sollte, nach unten angepasst werden muss.

© StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.

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