Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Russland tritt der WTO bei – Einfuhrquoten der EU fallen

Russland wird in diesem Jahr der Welthandelsorganisation WTO beitreten. Mit der Zustimmung des russischen Parlamentes zu den schon im Vorjahr ausgehandelten Verträgen wurde am 10. Juni die letzte Hürde der äußerst langwierigen und komplizierten Verhandlungen genommen. Nach dem WTO-Statut erfolgt die Aufnahme automatisch nach dem Ablauf von 30 Tagen.

Dieser Schritt wird auch erhebliche Auswirkungen auf den Stahlmarkt der EU haben. Dieser war jahrelang durch starre jährliche Mengenquoten gegen die Einfuhr von Stahl aus Russland geschützt. Diese Schranke wird mit dem WTO-Beitritt entfallen.

Je nach Marktlage waren die Importquoten in der EU unterschiedlich zu spüren: während die Quoten in manchen Jahren bei weitem nicht ausgeschöpft wurden und so de facto keine Wirkung hatten, war das Kontingent in anderen Jahren schon recht früh im Jahresverlauf ausgeschöpft und darüber hinaus gehende Einfuhren waren nicht möglich. Vor allem in Jahren mit einer hohen Stahlnachfrage in der EU bei gleichzeitig im Weltmarktvergleich hohen Preisen war der Import aus Russland für Stahlverbraucher in der EU genauso interessant wie die Ausfuhr für russische Exporteure lukrativ.

Im Jahr 2012 lag die Mengenbeschränkung bei insgesamt 3,2 Mio. Tonnen, die sich auf verschiedene Stahlerzeugnisse verteilen. Die für Warmbreitband geltende Quote von 1,14 Mio. Tonnen war zur Jahresmitte mit knapp 950.000 Tonnen bereits zu ca. 75% ausgeschöpft. Auch für Quartobleche war die Quote zur Jahresmitte überproportional genutzt, während bei Langrodukten eine unterdurchschnittliche Inanspruchnahme der Quote festzustellen war.

Welche Auswirkungen der nun anstehende Entfall der Quoten haben wird, bleibt abzuwarten. Während in der EU-Stahlindustrie bisweilen von einer befürchteten „Stahlschwemme“ aus Russland die Rede ist, äußern sich Vertreter von russischen Flachstahlherstellern wie NLMK, MMK und Severstal zurückhaltender. So waren Äußerungen zu lesen, man habe kein Interesse daran, den EU-Markt mit billigen Importen zu durchdringen und werde am Markt verantwortungsvoll agieren. Auch ein „Frühwarnsystem“, mit dem man drohende Handelskonflikte frühzeitig erkennen und ausräumen könnte, wird von russischer Seite in die Diskussion gebracht.

Tatsache ist, dass die häufig rückwärts integrierten russischen Stahlerzeuger über einen Kostenvorteil bei der Rohstoffversorgung verfügen, da sie auf im Vergleich zum Weltmarkt günstigere einheimische Rohstoffvorkommen zurückgreifen können. Auch die steigenden Energiepreise und Umweltauflagen in der EU sind nicht in gleichem Maße zu tragen. Ebenso ist das Bestreben russischer Hersteller unverkennbar, auch bei den Stahlqualitäten einen Schritt nach vorne zu gehen und das Produktspektrum von eher einfachen Qualitäten auch auf höhere Anforderungen auszuweiten. So dürften neben dem Preis auch Qualitäts- und Logistikfragen dafür ausschlaggebend sein, welchen Erfolg Stahl aus Russland am westeuropäischen Markt haben wird.

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