Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Stahlmarkt 2013: Zwischen schwachem Wachstum und Abwärts-Risiken

Mit dem in der vergangenen Woche vorgelegten „Short Range Outlook“ des Weltstahlverbandes worldsteel ist die erste wichtige Prognose zur Entwicklung des globalen Stahlmarktes im Jahr 2013 vorgelegt worden. Gegenüber dem Ausblick vom April dieses Jahres hat worldsteel seine Erwartungen deutlich nach unten geschraubt.

Nach der Vorhersage des Verbandes wird der globale Stahlverbrauch in diesem Jahr um 2,1% und im kommenden Jahr um 3,2% wachsen. Dabei gibt es eine beträchtliche Spanne zwischen den verschiedenen Regionen: Während der Stahlverbrauch in der EU in diesem Jahr um 5,6% zurückgehen soll, wird für den NAFTA-Raum ein Plus von 7,5% erwartet. Im Jahr 2013 wird der EU mit einem Plus von 2,4% das schwächste Wachstum von allen aufgeführten Regionen zugetraut, während das Wachstum mit 7,7% in Afrika am stärksten sein soll.

Wichtiger als die aufgeführten Wachstumsraten sind aber die Botschaften, die hinter den Zahlen stehen. Die folgenden Trends scheinen mir am wichtigsten:

1. Das konjunkturelle Umfeld für die globale Stahlindustrie hat sich in den vergangenen sechs Monaten deutlich eingetrübt. Gegenüber April hat worldsteel die Wachstumsprognose um fast 1/3 reduziert. „Die reduzierten Wachstumserwartungen spiegeln insbesondere die Zuspitzung der Euro-Staatsschuldenkrise sowie die hartnäckige Konjunkturschwäche in China wider“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

2. China füllt seine Rolle als Treiber der globalen Stahlindustrie nicht mehr wie in den vergangenen Jahren aus. Das erwartete Wachstum liegt mit 2,5% in diesem Jahr nur leicht über und mit 3,1% im kommenden Jahr sogar etwas unter dem globalen Durchschnitt. Zwischen 2011 und 2013 soll die Stahlnachfrage im Reich der Mitte nur um ca. 35 Mio. Tonnen zunehmen. Alleine von 2010 auf 2011 hatte der Zuwachs bei 48 Mio. Tonnen gelegen. Und selbst im Krisenjahr 2008 ist der Stahlbedarf mit 2,8% noch stärker gewachsen als es für 2012 vorhergesagt wird. Daraus lässt sich zweierlei schließen: Der Druck auf die vorgelagerten Rohstoffe Eisenerz und Kokskohle wird nach aller Wahrscheinlichkeit schwächer. Und das bekannte Überkapazitätsproblem des Landes wird den Weltmarkt viel stärker beschäftigen als in den vergangenen Jahren.

3. Die Prognose einer leichten Verbesserung im kommenden Jahr geht insgesamt von positiven gehaltenen Annahmen aus und steht damit unter dem nicht geringen Risiko
einer Abwärtskorrektur. So wird angenommen, dass die Politik die Krise im Euroraum eindämmt, dass in den USA die „fiskalische Klippe“ gemeistert wird und dass die stimulierenden Maßnahmen in China eine „weiche Landung“ der Wirtschaft ermöglichen. Dies ist in allen drei Fällen durchaus möglich, aber keineswegs sicher. Somit ist das prognostizierte schwache Wachstum eher ein „best case“-Szenario.

4. Der Stahlmarkt in Deutschland kann sich der Schwäche in der EU nicht entziehen. Die Stahlnachfrage soll nach der Annahme der Wirtschaftsvereinigung Stahl hierzulande in diesem Jahr um 5% sinken. Gegenüber dem Rückgang in der EU von 5,6% ist dies nur eine bescheidene relative Stärke. Immerhin soll deutsche Marktversorgung in diesem Jahr wieder das Niveau von 2006 erreichen, während dieses in der EU um mehr als 20% unterschritten wird. Dies ist zwar ein Zeichen für die Stärke der deutschen Industrie, gleichzeitig aber auch ein Indiz dafür, dass der Wettbewerb im europäischen Markt intensiv bleiben wird. Denn gemessen an den in 2007 erreichten Spitzenniveaus fehlt dem europäischen Markt ein Nachfragevolumen von mehr als 50 Mio. Tonnen und auch am deutschen Markt werden in diesem Jahr fast 8% weniger Stahl benötigt als 2007.

© StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.

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