Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Stahlnachfrage: Grundlegende Erholung lässt auf sich warten

Die Stahlnachfrage hat sich in Deutschland leicht belebt, aber eine grundlegende Erholung ist noch nicht in Sicht. Dies geht aus neuen Zahlen zum deutschen und europäischen Stahlmarkt hervor. Die verhaltene Stahlnachfrage dämpft den von den Rohstoffmärkten und vom Weltmarkt ausgehenden, tendenziellen Preisauftrieb. Die vorliegenden Ausblicke lassen wenig Raum für Optimismus. Die Schwäche des EU-Stahlmarktes scheint sich zu verfestigen.

Wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl am 06. Februar mitteilte, sind die Auftragseingänge der deutschen Werke im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um sieben Prozent auf 9,3 Mio. Tonnen gestiegen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2011 ist ein Anstieg um ein Prozent zu verzeichnen. Der Anstieg resultiere vor allem aus einem Orderplus von knapp fünf Prozent bei den Auslandsbestellungen, heißt es in einer Mitteilung der Vereinigung. Im ersten Quartal 2013 seien Nachfrageimpulse durch Lagerergänzungen wahrscheinlich, nachdem die Auslieferungen der Werke in Deutschland im letzten Jahresviertel nochmals leicht gegenüber dem schon gedrückten Vorjahreszeitraum gesunken seien.

Allerdings ist in den ersten Wochen des Jahres 2013 ein größerer Nachfrageschub ausgeblieben. Es sieht so aus, als ob die saisonale Marktbelebung hinter den beiden Vorjahren zurück bleibt. Ein Grund dafür könnte sein, dass Bestellungen teilweise ins vierte Quartal 2012 vorgezogen wurden. Preisseitig zeigt sich am deutschen Markt nur eine leichte Aufwärtstendenz. Die Hersteller tun sich schwer damit, die angekündigten Preiserhöhungen zu realisieren.

Auf europäischer Ebene sieht es noch düsterer aus. Der europäische Stahlverband Eurofer hat am 05. Februar seinen aktualisierten Economic & Steel Market Outlook vorgelegt. Der Ausblick für das Jahr fällt ziemlich pessimistisch aus. Zwar hätten sich zuletzt einige Frühindikatoren verbessert, doch es werde den größten Teil des Jahres dauern, bis die Kunden der Stahlindustrie eine Besserung ihrer Geschäfte bemerken würden. Die Unternehmen würden sich weiter riskoaversiv verhalten und das Umfeld am Stahlmarkt bleibe schwierig, so der Verband.

Konsequenterweise hat Eurofer auch die Erwartungen für den Stahlbedarf in der EU gegenüber der Vorhersage von Oktober nach unten korrigiert. Nachdem der Rückgang beim sichtbaren Stahlverbrauch in der EU für 2012 nun auf 9,7% (zuvor 8,6%) beziffert wird, geht der Verband für 2013 von einem weiteren Rückgang um 0,7% aus. Im Oktober war für 2013 noch ein Zuwachs um 0,9% vorhergesagt worden. Das Marktvolumen soll in diesem Jahr dann bei 141 Mio. Tonnen (zuvor: 145 Mio. Tonnen) liegen – dies sind 55. Mio. Tonnen oder fast 30% weniger als im Jahr 2007.

Auch Meldungen von Stahlunternehmen belegen, dass mit einer schnellen Markterholung nicht gerechnet wird. So geht ArcelorMittal davon aus, dass der Stahlbedarf in der EU in diesem Jahr nochmals um 1% sinken wird. Das Unternehmen hat die Stilllegung von Kapazitäten in Belgien und in Frankreich angekündigt. ThyssenKrupp hat für die europäische Stahlsparte einen Abbau von mehr als 2000 Stellen angekündigt und dies damit begründet, dass das äußerst schwierige Marktumfeld einschneidende strukturelle Anpassungen und operative Verbesserungen erforderlich mache.

Angesichts der schwachen Nachfrage, der schon im Jahr 2012 vielfach roten Zahlen der Stahlhersteller und der wieder gestiegenen Rohstoffpreise sind „operative Verbesserungen“ derzeit ein Muss für die Branche. So liegen die Spotmarktpreise für Eisenerz mit ca. 150,- $/t deutlich höher als im zweiten Halbjahr 2012. Neben internen Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung wird auch die Frage der europäischen Überkapazitäten noch stärker in den Fokus rücken. Die zum Teil öffentlich ausgetragene Diskussion einzelner Spitzen-Manager darüber, was unter „strukturellen“ Überkapazitäten zu verstehen ist und inwiefern die Politik in den Kapazitätsabbau einbezogen werden sollte, geben hierauf einen Vorgeschmack.

Weitere Informationen unter www.stahlmarktconsult.de

Braucht Europa eine neue Stahlpolitik?
Neue Ausgabe des Stahlmarkt-Briefs: Spotmarktpreis...
 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Hier erfahren Sie mehr zu unseren Cookie-Einstellungen. Datenschutz-Hinweise.

  Cookie-Hinweis gelesen und akzeptiert