Preis-Schock nur von kurzer Dauer, Übertreibungen korrigiert: Stahlmarkt-Brief Nr. 3/2022

12.07.2022
Der durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Preis-Schock am Stahlmarkt war nur von kurzer Dauer. Die Spotmarktpreise sind auf breiter Front wieder gefallen, haben aber noch nicht in allen Fällen wieder den Stand vor dem Kriegsausbruch erreicht. Bei Flachprodukten wird am Spotmarkt hingegen das Niveau vom Jahresanfang derzeit sogar weit unterschritten.

Nach einem starken März ist der Auftragseingang der deutschen Stahlwerke eingebrochen. Lagerzyklische Einflüsse und eine schwächere Konjunktur lasten auf der Nachfrage. Die Stahlerzeugung lag zuletzt deutlich unter dem Vorjahr. Trotz zahlreicher Widrigkeiten halten sich die EU-Drittlandimporte auf hohem Niveau. Bei einigen Erzeugnissen findet auch Importe aus der Ukraine noch statt. Die EU-„Schutzmaßnahmen“ werden mit Änderungen nochmals verlängert

Die Rohstoffkosten konnten ihr Rekordniveau nicht halten und zeigten einen klaren Abwärtstrend. Der Abstand der Stahlpreise zu den Rohstoffkosten ist bei Flachprodukten wieder kleiner geworden, während es bei Langprodukten nur kleinere Rückgänge gab. Die Auswirkungen der deutlich steigenden Energiepreise sind schwer zu beziffern. Am Weltmarkt haben sich die gestörten Stahlhandelsströme in kurzer Zeit teilweise neu aufgestellt. In allen wichtigen Regionen sind die Preise wieder deutlich gefallen. Wie auch in den USA haben die Flachstahlpreise in China den niedrigsten Stand seit Ende 2020 erreicht.

Mit Blick auf die kommenden drei Monate sind die Risiken bei der Energieversorgung und hohe Energiepreise die größten Unsicherheitsfaktoren. Kommt es hier nicht zum worst case, könnten die Stahlpreise in ruhigeres Fahrwasser geraten. Die Aussichten in den einzelnen Marktsegmenten unterscheiden sich.

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