Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Fallende Rohstoffpreise zeigen Wirkung

Der derzeit verbreitete Fall der Rohstoffpreise geht nicht an den für die Stahlerzeugung relevanten Rohstoffen vorbei. Sowohl Eisenerz- als auch Schrottpreise sind im Juli deutlich gefallen. Dadurch fallen nicht nur unmittelbar die rohstoffbedingten Kosten der Stahlerzeugung. Auch über den Umweg sinkender Importpreise geraten die Preise am deutschen Stahlmarkt unter Druck.

Bei Eisenerz zeigte sich im Juli einmal mehr die enge Verknüpfung des physischen Marktes mit den Finanzmärkten in China. Der Börsenabsturz in China führte Anfang des Monats dazu, dass die Eisenerzpreise in wenigen Tagen von 62,- $/dmt auf 45,- $/dmt fielen und damit um mehr als 25% nachgaben. Trotz einer leichten Erholung in der zweiten Monatshälfte lag der Preis für die Referenzsorte mit 62% Fe-Gehalt im Monatsmittel um ca. 18% niedriger als im Juni. Der Preisrückgang wurde zwar wesentlich von der fragilen Situation an den chinesischen Finanzmärkten ausgelöst, ist aber auch durch die fundamentalen Daten gedeckt. Die von den führenden Minenkonzernen vorgelegten Zwischenberichte für das zweite Quartal zeigen deutlich steigende Fördermengen. Dagegen ist die chinesische Nachfrage kaum noch gewachsen.

Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung haben auch die internationalen Schrottpreise im Juli wieder deutlich nachgegeben. Die als Benchmark geltenden türkischen Importpreise sind im Monatsverlauf um ca. 40,- bis 45,- $/t gefallen und erreichten den tiefsten Stand seit 2009. Prozentual entspricht der Rückgang in etwa dem der Eisenerzpreise. Als Hauptgrund für den dramatischen Preisrückgang wird die ausbleibende Nachfrage türkischer Elektrostahl-Werke genannt. Diese greifen in immer stärkerem Maße auf Halbzeug aus China als Vormaterial zurück, um im Wettbewerb mit den chinesischen integrierten Herstellern bestehen zu können. Europäische Schrottexporteure kommen in der Türkei kaum noch zum Zuge. Am deutschen Markt sind die Schrottpreise im Juli unerwartet deutlich und schnell gefallen. Handelsseitig wurden je nach Sorte und Region Preisrückgänge zwischen 15,- und 25,- €/t gemeldet.

Nach meinem Kostenmodell haben sich die in Euro gerechneten Rohstoffkosten der Hochofenroute im Juli in der Summe um knapp 15,- €/t reduziert. Das war die bisher größte Monatsveränderung in diesem Jahr. Der im April erreichte bisherige Tiefstand der Kosten wurde noch einmal unterschritten. Der Rohstoffkosten der Elektrostahlwerke haben sich aufgrund der deutlichen niedrigeren Schrottpreise ebenfalls stark ermäßigt.

Angesichts der Wettbewerbsintensität am globalen Stahlmarkt haben sich die gesunkenen Rohstoffpreise schnell in niedrigere Preise für Halbzeug und Walzstahlerzeugnisse übersetzt. Der Euro notierte gegenüber dem Dollar im Juli zwar wieder etwas schwächer. Die Abwertung war aber nicht stark genug, um am EU-Markt den von Drittlandsimporten ausgehenden Preisdruck abzufedern. Zudem hat auch der Druck durch nicht voll ausgelastete EU-Werke in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Vor allem Werke, die weniger stark im automotive-orientierten Kontraktgeschäft verankert sind, haben ihre Preise merklich zurückgenommen. Dies betrifft zwar zunächst vor allem die am Spotmarkt stark gehandelten Grundgüten, bleibt dann aber auch in höheren Marktsegmenten nicht ohne Wirkung.

Die Nachfrageseite zeigt sich weiterhin in einem gegenüber dem Frühjahr schwächeren Zustand. Dies hat vor allem mit saisonalen Effekten zu tun, die bei einigen Erzeugnissen noch durch als überhöht empfundene Lagerbestände des Handels verstärkt werden.

Als Folge dieser Entwicklungen sind in den vergangenen Wochen am deutschen Spotmarkt die Preise für zahlreichen Stahlerzeugnisse gesunken. Da bei den Rohstoffpreisen in den kommenden Wochen eher ein weiteres Absinken als ein Anstieg zu erwarten ist, wird sich der Preisdruck in den kommenden Wochen wahrscheinlich fortsetzen.

 

Geänderte Importsituation – Preisdruck nimmt zu
Ernüchternde Halbjahresbilanz am deutschen Stahlma...
 

Stahlmarkt Consult Andreas Schneider | Schleiermacherstr. 7 | 51377 Leverkusen Tel.: 0214 / 3122 8164 | E-Mail: info(at)stahlmarkt-consult.de

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