Diese Prognose ist dramatisch: Der Weltstahlverband worldsteel erwartet für die Stahlnachfrage in Deutschland in diesem Jahr einen Rückgang um 10% auf nur noch 29,2 Mio. Tonnen. Dies ist unter den großen Stahlverbraucherländern der mit Abstand schwächste Wert. Seit 2018 ist der hiesige Markt um mehr als 25% geschrumpft. Während der unerwartete Höhenflug der Stahlpreise in den Jahren 2021/2022 die Nachfragekrise verdeckt hat, wird diese nun zur Unzeit voll sichtbar. Denn nicht nur sind Stahlhersteller seit dem Sommer wieder mit höheren Rohstoffkosten konfrontiert. Die Ertragsperspektiven haben sich verschlechtert. Bei der aktuellen Standort-Debatte und mit Blick auf die Dekarbonisierung muss die Nachfrageseite mehr beachtet werden.
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Der Weg über die Direktreduktion mit grünem Wasserstoff ist nicht die einzige Möglichkeit zur Dekarbonisierung der Stahlerzeugung, dominiert aber die Diskussion insbesondere in Deutschland. Die heute mit Hochöfen arbeitenden Stahlhersteller beginnen mit der Umsetzung entsprechender Konzepte. Doch Einzelheiten der im Juli freigegebenen staatlichen Mittel für ThyssenKrupp Steel und die kürzlich veröffentlichte Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung werfen Fragen auf. Wann und zu welchen Kosten grüner Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird, ist offen. Nicht (nahezu) CO2-freier, sondern in unterschiedlichem Maße CO2-reduzierter Stahl wird die Hochlaufphase prägen.
Am deutschen Spotmarkt sind Preise für Flachstahl im 1. Quartal – auch aufgrund von Sondereinflüssen - unerwartet stark gestiegen. In den vergangenen Wochen hat aber eine Kehrtwende eingesetzt. Im Mai sind die Abwärtskräfte stärker geworden, so dass in den kommenden Wochen mit weiteren Preisrückgängen gerechnet werden kann. Die Preise für baunahe Langprodukte, die schon unter dem Stand vom Jahresanfang liegen, stehen ebenso unter Druck. Die Aussichten für das zweite Halbjahr sind aus Herstellersicht bescheiden.
Mit Förderbescheiden über 1 Mrd. € an die Salzgitter AG hat in Deutschland die großflächige staatliche Unterstützung der grünen Transformation der Stahlindustrie begonnen. Vieles spricht dafür, dass die Branche in der EU in ein neues, lang andauerndes Subventions-Zeitalter eintritt. Eine aus privaten Mitteln finanzierte grüne Stahlindustrie scheint derzeit nur in Nordeuropa machbar. Ob in Deutschland jemals eine auf eigenen Füßen stehende, grüne und international wettbewerbsfähige Stahlindustrie erreicht werden kann, ist offen. Die breite öffentliche Finanzierung ist zwar aus Unternehmenssicht nachvollziehbar, aus volkswirtschaftlicher Sicht aber fragwürdig. Die Vorstellung, bisherige Stahlstandorte mit etwas Anschubfinanzierung zu Vorreitern der neuen grünen Zeit zu machen, scheint naiv. Eine ehrliche Diskussion über die Zukunftsperspektiven unter geänderten Bedingungen ist erforderlich. Dabei müssen auch die Belange der Stahlverarbeiter berücksichtigt werden, die in der Diskussion viel zu kurz kommen.
Die EU-Institutionen haben im Dezember eine politische Einigung zur Einführung eines CO2-Grenzausgleichs erzielt. Dieser „Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM)“ wird schon am 01. Oktober 2023 mit einer Einführungsphase starten und soll dann am 01. Januar 2026 mit der Implementierungsphase scharf gestellt werden. Das neue Instrument der EU-Klimaschutzpolitik ist bislang vorwiegend unter politischen und volkswirtschaftlichen Aspekten diskutiert worden. Dagegen finden die praktischen Konsequenzen für Importeure nur wenig Beachtung. Dabei lassen die bisherigen Informationen Schlimmes befürchten. Importeure der von CBAM erfassten Erzeugnisse müssen sich auf einen erheblichen bürokratischen Aufwand einstellen. Der Import aus Drittländern wird gegenüber der bisherigen Praxis deutlich komplizierter und unberechenbarer. Unternehmen sollten jetzt mit den Vorbereitungen beginnen.
Am Jahresende 2022 haben die Stahlpreise am Spotmarkt ein Niveau erreicht, das Stahleinkäufer im Frühjahr mehr erhoffen als erwarten konnten. Stahl ist immer noch nicht billig, aber wieder zu realistischen Bewertungen zurückgekehrt. Ist damit eine neue Phase der Stabilität eingeleitet oder handelt es lediglich um eine kurze Ruhephase, bevor wieder neue Stürme aufbrausen? Manche Marktteilnehmer trauen dem Frieden nicht. Die Versorgungskrise 2020/2021 sitzt tief in den Köpfen fest. Obwohl es manche Parallelen dazu gibt, ist eine Wiederholung der damaligen Entwicklung nicht wahrscheinlich.
Die im August erreichten Spitzenpreise für Strom und Erdgas waren ein Schock für die Industrie. Mittlerweile ist aber eine deutliche Korrektur zu verzeichnen. Das aktuell an den Energiebörsen erreichte Preisniveau hatte im Sommer kaum ein Beobachter für möglich gehalten. Zudem nehmen die Entlastungspläne der Politik Kontur an. Für Stahlerzeuger bedeutet dies, dass der Energiekostendruck derzeit und womöglich auch in den kommenden Monaten schwächer ausfällt als antizipiert. Auf der anderen Seite könnte sich die Industriekonjunktur und damit die Stahlnachfrage zunächst besser als befürchtet entwickeln. Dagegen bleiben die grundsätzlichen Herausforderungen, die mit der Abkehr von russischem Erdgas einhergehen, massiv.
Ähnlich wie im Vorjahr ist die Stahlnachfrage nach einem guten Jahresauftakt abgestürzt. Zwar sieht das Verlaufsmuster ähnlich aus, es gibt aber Unterschiede. Anders als 2021 sind derzeit keine Zeichen einer durchgreifenden Belebung zu erkennen. Die Stahlnachfrage dürfte für längere Zeit schwach bleiben. Neben den hohen Energiekosten ist das der zweite Grund für die zuletzt vielfach angekündigten Produktionsrücknahmen in der Stahlindustrie. Die Sonderkonjunktur in der Stahlindustrie scheint nach zwei Jahren nun endgültig vor dem Ende zu stehen.
Der durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Preis-Schock am Stahlmarkt war nur von kurzer Dauer. Die Spotmarktpreise sind auf breiter Front wieder gefallen, wenn auch nicht in allen Fällen wieder auf das Niveau vom Februar. Eine Herausforderung für die Wertschöpfungskette Stahl ist weiterhin der Umgang mit hohen und volatilen Energiekosten. Mit der drohenden Gasversorgungskrise entfaltet das Thema neue Wucht. Der Weg zu fairen Lösungen scheint schwierig. Erfahrungen aus der Beratungspraxis zeigen, dass der Umgang mit den Energiekosten zu Spannungen und Ärger führt.
Während die Metallpreise im März geradezu explodiert sind, ist seit einigen Wochen eine Korrektur zu beobachten. Sei Anfang April sind viele Notierungen deutlich gefallen. Nachdem zunächst die Sorge vor kriegsbedingten Angebotsausfällen den Markt dominierte, rückt nun mehr und mehr die Nachfrageseite in den Blick. Zahlreiche Faktoren führen zu reduzierten Konjunkturerwartungen. Neue Prognosen sehen für die Stahlnachfrage in Deutschland und der EU nun Rückgänge anstatt der zuvor erwarteten Zuwächse. Am automobilorientierten Flachstahlmarkt geben die Spotmarktpreise deutlich nach. Bei anderen Stahlerzeugnissen könnte zumindest der Peak der Preise nun erreicht sein.
Der russische Angriff auf die Ukraine und die im Gegenzug verhängten westlichen Sanktionen haben am europäischen Stahlmarkt einen neuen Preis-Schock ausgelöst. Quer durch die Erzeugnisse sind die Spotmarktpreise dramatisch gestiegen und haben die im Vorjahr erreichten Rekordstände deutlich überschritten. Anders als im Vorjahr ist der Preisschub bei den meisten Erzeugnissen aber bisher nicht Ausdruck einer Versorgungskrise. Eher handelt es sich im Risikozuschläge angesichts zahlreicher Unsicherheiten. Denn die Auswirkungen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen: ausfallende Stahlimporte, Risiken für die Stahlerzeugung der EU, Rohstoff- und Energiekosten, Nachfrageeffekte. Die an vielen Stellen gleichzeitig aufgeworfenen Fragen können derzeit nur ansatzweise beantwortet werden. Somit lässt sich die mögliche weitere Entwicklung nur vage einschätzen. Eine erste Analyse.
Die Transformation der EU-Stahlindustrie gewinnt an Tempo. Auch wenn wichtige politische Randbedingungen noch nicht klar sind, straffen viele Hersteller ihre Zeitpläne und kündigen konkrete Projekte an. Ähnlich wie bei der Elektromobilität könnte der Wandel schneller kommen als viele Marktteilnehmer denken. Schon 2024 könnten die ersten Tonnen an wirklich grünem Stahl hergestellt werden. Allerdings wird der vollständige Umbau sehr viel länger dauern. Wettbewerbspositionen in der Wertschöpfungskette Stahl werden sich in den kommenden Jahren stark verändern. Stahlverarbeiter müssen sich jetzt mit den strategischen Folgen des Änderungsprozesses für das eigene Unternehmen beschäftigen.
Viele stahlverarbeitende Unternehmen beziehen ihren Stahl nicht am Spotmarkt zu Tagespreisen, sondern über Laufzeitverträge mit halbjährlicher oder jährlicher Preisfestsetzung. Die Preisänderungen im Vertragsgeschäft werden normalerweise von der Entwicklung des Spotmarktes seit der vorigen Preisvereinbarung und den Erwartungen für die folgende Vertragslaufzeit bestimmt. Während sich der Spotmarkt insbesondere bei Flachprodukten seit einigen Wochen schwach zeigt und die Preise fallen, haben sich die Preisforderungen für neue Kontrakte des Jahres 2022 nur wenig bewegt. Offenbar streben viele Stahlhersteller eine Entkopplung der Vertragspreise von aktuellen Spotmarktentwicklungen an. Wie überzeugend sind die dafür angeführten Gründe?
Die USA und die EU haben sich Ende Oktober auf ein Stahlhandelsabkommen geeignet. Die Neuregelung löst ab Januar 2022 die seit 2018 für Stahlexporte aus der EU in die USA geltenden „Section 232“- Maßnahmen ab. Für die Stahlindustrie der EU ergeben sich zweifellos Verbesserungen. Erwartungen an eine deutliche Exportsteigerung oder gar an einen kurzfristigen Exportboost, der am EU-Markt für neue Knappheiten sorgen könnte, sind aber übertrieben. Grund dafür sind nicht nur die Detailregelungen des Abkommens, sondern auch die aktuell schon erreichten Exportmengen und allgemeine Trends im Stahlaußenhandel der EU.
Schon seit mehreren Wochen deuten einige Faktoren, die die Stahlreise bis zur Jahresmitte auf ein undenkbar hohes Niveau getrieben hatten, auf eine Abschwächung hin. Bisher haben die deutschen Stahlpreise dem Abwärtsdruck noch recht gut widerstanden. Angesichts der im Sommer erreichten Preisstände und des immer noch rekordhohen Abstands der Stahlpreise zu den Rohstoffkosten sind die bisherigen Rückgänge am Spotmarkt für Lang- und Flachprodukte als äußerst moderat anzusehen. Grund dafür waren immer noch hohen Auftragsbestände und lange Lieferzeiten vieler Werke. Aufgrund der guten Auslastung war es kaum erforderlich, größere Preiszugeständnisse zu machen. Es ist wahrscheinlich, dass sich dies nun ändert. Denn die Nachfragesituation muss neu bewertet werden.
Bei vielen Stahlerzeugnissen war im Sommer eine Beruhigung der Spotmarktpreise zu beobachten. Bei Flachprodukten kam es zu geringfügigen Rückgängen, bei Langprodukten ist zumindest der Aufwärtstrend der Vormonate ins Stocken geraten. Lediglich am Rostfrei-Markt steigen die Preise unvermindert deutlich an und Einkäufer sind auf der verzweifelten Suche nach Material. Bei der Versorgung insgesamt kann zwar keine Entwarnung gegeben werden, aber die Verfügbarkeit hat sich im Vergleich zu den Zuständen im 2. Quartal etwas gebessert. Marktteilnehmer fragen sich nun, ob es im Herbst zu einer deutlichen Entspannung kommen wird. In der Tat sprechen nun mehrere Faktoren für eine bevorstehende Preisabschwächung. Eine dafür nötige Voraussetzung ist aber noch nicht erfüllt.
Mit der neuerlichen Verschärfung der Klimaziele gewinnt die Diskussion um den Umbau zur klimaneutralen Stahlerzeugung an Konturen. Die Stahlerzeuger haben ihre Forderungen auf den Tisch gelegt, die Politik in Berlin scheint weitgehend folgen zu wollen. Der kürzlich vorgelegte „fit for 55“-Plan der EU erfüllt zwar nicht alle Wünsche. Aber auch in Brüssel wird die Stahlindustrie als schützenswerte Schlüsselbranche angesehen. Die Belange der europäischen Stahlverarbeiter kommen in der Diskussion erstaunlich wenig vor. Dabei kann die Transformation ohne Einbeziehung der Kunden nicht gelingen. Für wettbewerbsfähige Wertschöpfungsketten muss der Staatseinfluss begrenzt bleiben.
Es kommt nur selten vor, dass eine Brüsseler EU-Verordnung die davon betroffene Branche zu sofortigen Preiserhöhungen veranlasst. Mit ihrer Ankündigung, die „Schutzmaßnahmen“ gegen Stahleinfuhren um drei Jahre zu verlängern, hat die EU-Kommission genau diese Wirkung erzielt. Die Entscheidung ist skandalös, weil alle rechtlichen Vorgaben - aus politischen Gründen - ignoriert werden. Die Not der verarbeitenden Industrie löst offenbar nur ein müdes Achselzucken aus. Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin spielt dabei eine unrühmliche Rolle. Die Stahlerzeuger der EU dürfen sich über den Wettbewerbsschutz freuen in einer Zeit, in der Stahlpreise und Gewinne der Erzeuger so hoch sind wie noch nie.
Der aberwitzige Anstieg der Stahlpreise hat sich im Mai fortgesetzt. Die Spotmarktpreise für Flachprodukte scheinen keine Grenze zu finden. Nun haben auch die in den Vormonaten auf hohem Niveau noch relativ stabilen Preise für baunahe Langprodukte einen mächtigen Satz nach oben gemacht. Ein vollkommen überhitzter Weltmarkt hat diese Entwicklungen begünstigt. Nun kommen in China von der höchsten politischen Ebene aber Rufe nach Mäßigung. Die Folge: ein deutlicher Preisrutsch am chinesischen Markt. Dies könnte ein Signal dafür sein, dass sich auch am EU-Markt die Dinge ändern.
Die eskalierende Versorgungskrise fordert ihren Tribut: die Spotmarktpreise für Flachstahl sind in den vergangenen Wochen weiter nach oben geschnellt und haben frühere Rekordstände weit hinter sich gelassen. Während manche Experten schon den Beginn eines neuen Superzyklus am Stahlmarkt ausrufen, bleibt Vorsicht angebracht. Denn das aktuelle Preisniveau wird weder von einer boomenden Nachfrage noch von den Rohstoffkosten getragen. Kern des Problems ist unverändert das nicht ausreichende Angebot in Verbindung mit ungünstigen Weltmarkteinflüssen. Diese Konstellation wird sich nicht unbegrenzt halten. Die potenzielle Fallhöhe ist schon jetzt extrem groß und nimmt mit jedem weiteren Preisanstieg zu.