Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

„Desaströser“ Markt führt zu Stahlpreisrückgang, Wende nicht in Sicht

Die Stahlnachfrage in Deutschland hat sich nach einem noch relativ guten Jahresauftakt relativ schnell wieder abgekühlt. Das üblicherweise starke zweite Quartal ist in diesem Jahr von einer schwachen Marktentwicklung geprägt. Der von Beobachtern als desaströs bezeichnete Markt ist vom intensiven Wettbewerb der Anbieter um die verfügbaren Mengen charakterisiert. Die am Jahresanfang erhöhte Stahlerzeugung und steigende Importmengen haben am europäischen Markt zu einem Überangebot geführt. Die außerordentlich kurzen Lieferzeiten der Werke und die verbreitet negative Stimmung haben die Bestellzurückhaltung der Abnehmer verstärkt.

Wie aus den Zahlen des „Stahlpreis-Trends“ von StahlmarktConsult Andreas Schneider hervorgeht, sind die Marktpreise für klassische Flacherzeugnisse in Grundgüten sind seit März fortlaufend gesunken und haben weitgehend die Tiefstände vom November 2012 wieder erreicht. Innerhalb der Flachprodukte war Warmbreitband am stärksten vom Preisrückgang betroffen. Reduzierte Preise von Drittlandsanbietern haben zu Preiszugeständnissen der europäischen Werke beigetragen.

Am Markt für Grobbleche versuchen deutsche Hersteller weiter, eine Preiserhöhung von bis zu 30,- €/t umzusetzen. Dennoch konnte das im ersten Quartal erreichte Preisniveau nicht gehalten werden. Wie bei Feinblechen wird die Nachfrage aus den meisten Abnehmerbereichen als schleppend beschrieben.

Die Preise für Walzdraht in Betonstahlgüten sind auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2010 gefallen. Hauptgrund dafür waren die im Mai deutlich rückläufigen Schrottpreise. Diese sind am internationalen Markt auf ein Dreijahrestief gefallen. Die Nachfrage aus dem Baubereich hat sich zwar in den vergangenen Wochen wieder belebt, blieb aber hinter den Erwartungen zurück.

Vor der Sommerpause ist eine Änderung der Marktlage nicht in Sicht. Der Stahlmarkt ist derzeit weltweit von einem Überangebot geprägt und im Mai sind die Preise praktisch in allen Weltregionen gesunken. Dies wird sich weiterhin auch in Deutschland auswirken. Hier ist eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte zwar unverändert möglich, die Prognosen zur Entwicklung der Stahlnachfrage sind für das Gesamtjahr aber zuletzt reihenweise nach unten reduziert worden.

Die aktuell negative Stimmung wird verstärkt durch rückläufige Rohstoffpreise. Erz-, Schrott- und Kokskohlepreise sind im Mai gesunken. Die Feinerzpreise sind auf Dollarbasis seit den im Februar erreichten Höchstständen um ca. 30% gefallen. Auf Basis der internationalen Spotmarktpreise der Rohstoffe ergibt sich für die rohstoffbedingten Stahlherstellungskosten im Oxygenstahlwerk eine Reduzierung gegenüber Februar um ca. 35,- €/t. Dies eröffnet am internationalen Markt Preissenkungsspielräume. Stahlanbieter aus China, Indien und den GUS-Staaten sind mit weiter reduzierten Preisen auf den Exportmärkten unterwegs.

Bei einzelnen Stahl-Erzeugnissen haben der intensive Wettbewerb und die ausgeprägt schlechte Stimmung dazu geführt, dass die Marktpreise stärker gesunken sind als es aus der alleinigen Betrachtung der Rohstoffkosten abzuleiten ist. Die Serie von negativen Meldungen aus der Stahlbranche dürfte zur Verfestigung dieser Situation beitragen.

Es ist zu erwarten, dass sich in den kommenden beiden Monaten der Preisdruck am deutschen Stahlmarkt fortsetzen wird. Inwieweit sich dieser in niedrigeren Preisen niederschlagen wird, ist schwer zu sagen. Die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen zeigen, dass viele Stahlhersteller an der Schmerzgrenze produzieren. Andererseits dürfte die „Jagd nach Menge“ anhalten und der Druck vom internationalen Markt und aus Südeuropa groß bleiben. Bei den meisten Erzeugnissen ist ein weiterer Preisrückgang um 10,- bis 20,- €/t daher nicht auszuschließen.

Im Moment ist noch nicht abzusehen, wann der Preisrückgang zum Stillstand kommen wird. Nachdem an den Rohstoffmärkten überwiegend weiter sinkende Preise erwartet werden und stärkere Nachfrageimpulse nicht in Sicht sind, wäre vor allem eine Reduzierung des Angebotes erforderlich, um den Abwärtstrend zu stoppen.

© StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.

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