Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Ein kalter Wind weht den Stahlunternehmen ins Gesicht

Den Stahlunternehmen (nicht nur) in Deutschland bläst ein kalter Wind ins Gesicht. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Unternehmens-Meldungen, die die schwierige Lage der Branche unterstreichen.

Bei Thyssen-Krupp Steel Europe lagen Auftragseingang und Umsatz insbesondere erlösbedingt im 1. Halbjahr 2012/2013 (Geschäftsjahr 30.09.) um 12 % unter Vorjahresniveau. Der Versand lag zwischen Januar und März um 4,3% unter dem Vorjahr, die Rohstahlerzeugung sank um 2%. Immerhin konnte die Sparte in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres noch ein leicht positives bereinigtes EBIT erwirtschaften, das mit 39 Mio. € aber deutlich schwächer als im Vorjahr (132 Mio €) ausfiel. Davon wurden 30 Mio. € zwischen Oktober und Dezember 2012 und nur noch 9 Mio. € zwischen Januar und März 2013 erwirtschaftet. Ursache dafür dürften die Ende 2012 niedrigeren Spotmarktpreise und in der Folge auch entsprechend niedrigere Vertragsabschlüsse für das erste Halbjahr 2013 sein.

Für den weiteren Jahresverlauf nimmt der deutsche Marktführer an, dass sich die im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahr noch verhaltenere Werkstoffkonjunktur fortsetzt, aber nicht noch zunehmend verschärft.

Bei der Salzgitter AG lag die Rohstahlerzeugung im ersten Quartal 2013 sogar geringfügig höher als im Vorjahr. Die Versandtonnage wurde um 4 % gesteigert, der Außenumsatz der Stahlsparte ist allerdings um 7,5% gesunken. Nach Angaben des Unternehmens trugen die im Vergleich zur ungünstigen Vorjahreskonstellation geringeren Rohstoffkosten zu einer Verbesserung des Vorsteuerresultats bei, das mit –33,7 Mio. € aber den-noch deutlich negativ blieb (1. Quartal 2012: –51,6 Mio. €). Dies sei in erster Linie auf die unbefriedigende Ergebnissituation der Peiner Träger GmbH zurückzuführen, heisst es im Zwischenbericht.

Ungewohnt deutlich werden dort die schwierigen Verhältnisse am europäischen Markt benannt: „Bei einer auf eher verhaltenem Niveau befindlichen deutschen Stahlnachfrage wird der europäische Stahlmarkt von einer schwerwiegenden Strukturkrise belastet. Angebotsüberhänge – insbesondere südeuropäischer Produzenten – stehen in einem für einige Produktgruppen eklatanten Missverhältnis zur europäischen Nachfrage. Dies erzeugt für fast alle Stahlprodukte einen anhaltenden Margendruck... Walzstahlprodukte für die Bauindustrie wie beispielsweise Träger sind am stärksten betroffen. Nachdem die übliche saisonale Erholung erst verspätet eingetreten ist, zeichnet sich für das zweite Halbjahr keine fundamentale Verbesserung ab.“

Weltmarktführer ArcelorMittal weist für die Sparte „Flat Carbon Europe“ im ersten Quartal 2013 einen Rückgang der Versandmengen um 7,5% gegenüber dem Vorjahr aus, der Umsatz ist auf Dollarbasis um fast 12% gesunken. Dagegen wurde die Rohstahlerzeugung um 1,3% gegenüber dem Vorjahr erhöht. Der operative Verlust wurde gegenüber dem ersten Quartal 2012 von 283 Mio. $ auf 59 Mio. $ reduziert.Für den weiteren Jahresverlauf erwartet das Unternehmen weiter sehr herausfordernde Marktbedingungen. Die Stahlnachfrage werde gegenüber dem Vorjahr weiter sinken, heißt es.

Der Stahlhändler KlöcknerCo. SE meldete für das Segment Europa im ersten Quartal 2013 einen Absatzrückgang (ohne Berücksichtigung von Portfoliobereinigungen) um 10,1 % gegenüber dem Vorjahr. Der Marktrückgang insgesamt wird auf 14% beziffert. Als Gründe werden das weiterhin schwierige wirtschaftliche Umfeld, der lange Winter sowie eine im Jahresvergleich geringere Anzahl an Arbeitstagen genannt. Das Unternehmen sieht derzeit keine Anzeichen für ein ursprünglich allgemein erwartetes Anzie-hen der Stahlnachfrage im zweiten Halbjahr. Durch die im Frühjahr verschärften Kon-junktursorgen in Europa und die ungelösten Fiskal- und Budgetprobleme in den USA werde eine Erholung weitgehend ausbleiben.

Der europäische Stahlverband Eurofer hatte bereits im April seinen aktualisierten Marktbericht vorgelegt. Danach lag der sichtbare Stahlverbrauch in den EU-Staaten im ersten Quartal 2013 um 7,3% niedriger als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr wird nun ein Rückgang um 2% erwartet, nachdem die Organisation ursprünglich ein leichtes Wachstum erwartet hatte. Damit haben sich die Abwärtsrisiken in den Prognosen für das Jahr 2013 (vgl. Stahlmarkt-Blog vom 15.10.2012) bestätigt. Eurofer weist zudem darauf hin, dass die Stahlimporte aus Drittländern in die EU im ersten Quartal um 28% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, bei Flacherzeugnissen sogar um 37%.

Aus den vorliegenden Zahlen können die folgenden Schlüsse gezogen werden:

  • Das erste Quartal 2013 ist deutlich schwächer verlaufen als im Vorjahr. Die lagerbedingte, technische Erholung blieb in ihrem Ausmaß begrenzt und war nur von kurzer Dauer.
  • Zu Schaffen machen den Unternehmen vor allem die niedrigen Erlöse. Rote Zahlen überwiegen, wobei die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr je nach Unternehmen interessanterweise unterschiedlich ausfallen.
  • Verglichen mit den ursprünglichen Erwartungen sind die Ausblicke auf den weiteren Jahresverlauf durchweg pessimistischer geworden. Die Unternehmen konzent-rieren sich noch stärker auf Kostensenkung, da von der Marktentwicklung keine Entlastung erwartet wird.
  • Die Stahlerzeugung der Unternehmen ist im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr kaum gesunken, teilweise sogar gestiegen. Da auf EU-Ebene die Stahlnachfrage deutlich niedriger ausfiel als im Vorjahr, hat sich der Wettbewerb nochmals intensiviert. Die deutlich gestiegenen Importe verschärfen dies noch.

    © StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.
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