Im Oktober hat der Weltstahlverband worldsteel seine neue Prognose für die globale Stahlnachfrage vorgelegt. Die Zahlen zeigen: in kaum einem anderen Land entwickelt sich die Stahlnachfrage in diesem Jahr so schlecht wie in Deutschland. Unter den zehn wichtigsten Ländern verzeichnet nur die Türkei ein noch größeres Minus. Dagegen wird der chinesische Markt in diesem Jahr erneut über den Erwartungen liegen und den Weltverbrauch nach oben ziehen. Die Aussichten für 2020 sind von zahlreichen Unsicherheiten geprägt und bleiben insgesamt trübe.
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Demonstrationen, Brandbriefe, TV-Beiträge, Leitartikel – die deutsche Stahlindustrie schreibt derzeit viele Schlagzeilen. Das Wort von der „Stahlkrise“ macht die Runde. Einträchtig machen Unternehmens- und Gewerkschaftsvertreter externe Ursachen für die Probleme verantwortlich: Überkapazitäten, unfairer Wettbewerb und Klimaschutz-Lasten werden in den Vordergrund gerückt. Forderungen nach zusätzlichem Schutz und nach milliardenschwerer Staatshilfe werden laut. Diese Stimmen sind kritisch zu hinterfragen, denn manche Behauptungen gehen an der Realität vorbei. Die aktuellen Probleme sind im Kern das Ergebnis marktwirtschaftlicher Prozesse. Etwas anders sieht es bei den Folgen der politisch gewollten Dekarbonisierung aus, die gerade erst sichtbar werden.
Die europäischen Stahlerzeuger wollen mit Produktionsrücknahmen den Boden für wieder höhere Preise bereiten und hoffen für das Schlussquartal des Jahres auf eine anziehende Nachfrage. Auch wenn sich die Angebots-Nachfrage-Balance tatsächlich verbessern dürfte, werden höhere Preise wohl zum wiederholten Male in diesem Jahr nicht durchzusetzen sein. Verantwortlich dafür sind vor allem internationale Einflüsse. Denn sowohl Rohstoffnotierungen als auch Weltmarktpreise haben in den vergangenen Wochen deutlich nachgegeben.
Mit einem Anteil von circa 7 Prozent an den weltweiten CO2 Emissionen steht die Stahlindustrie inmitten der Klimaschutz-Diskussion. In jüngster Zeit sind die Rufe der EU-Hersteller nach einem Klimaschutz-Zoll auf Stahlimporte lauter geworden. Damit sollen Lasten aus der europäischen Klimapolitik ausgeglichen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der EU-Stahlindustrie gestärkt werden. Das Ansinnen ist zwar im Grundsatz nachvollziehbar, wirft aber viele Fragen auf. Stahlverarbeitende Unternehmen haben allen Grund, hellhörig zu sein. Denn am Ende könnten sie die Dummen sein.
Am deutschen Stahlmarkt treffen weiterhin gegenläufige Faktoren aufeinander: auf der einen Seite steht eine ausgeprägt schwache Nachfrage, auf der anderen Seite sind die Rohstoffkosten der Hochofenroute deutlich angestiegen. Im ersten Halbjahr hat die Nachfrageseite die Oberhand behalten und alle anderen Einflüsse übertrumpft. Entsprechend sind die Spotmarktpreise verbreitet gesunken. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Können die zuletzt angekündigten Produktionsrücknahmen das Blatt wenden?
Für die künftige Struktur des EU-Stahlmarktes hat es zuletzt zwei wichtige Entwicklungen gegeben. Die Absage des Joint-Ventures zwischen Tata Steel Europe und ThyssenKrupp Steel sorgte für viele Schlagzeilen. Aus welchen Gründen auch immer: die Unternehmen haben letztlich nicht genug dafür getan, die berechtigen Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission zu zerstreuen. Diese hatte kurz zuvor, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, den Erwerb einzelner Standorte des Marktführers ArcelorMittal durch die Liberty House Group endgültig genehmigt. Damit betritt ein völlig neuer Player mit einer international ausgerichteten Zukunftsvision den europäischen Flachstahlmarkt. Dort nimmt die Anbieterzahl zu, anstatt dass die Konsolidierung voranschreitet. Aus Kundensicht ist es zu begrüßen, dass so der Wettbewerb erhalten bleibt.
Der seit Herbst 2018 am deutschen Spotmarkt zu beobachtende Preisrückgang bei Flachstahl ist zwar im Februar 2019 zunächst einmal zum Stillstand gekommen. Die seitdem herstellerseitig verschiedentlich unternommenen Versuche, die Preise wieder anzuheben, bleiben bisher aber ohne schlagenden Erfolg. Zwar gibt es durchaus einige Argumente für höhere Preise. Diese werden aber überlagert von der anhaltenden schwachen Stahlnachfrage aus der Automobilindustrie, die gerade bei Blechen stark zu spüren ist. Eine schnelle Besserung ist derzeit nicht in Sicht.
Der Dammbruch in einer brasilianischen Eisenerz-Mine des Vale-Konzerns sorgt seit Ende Januar für Schlagzeilen. Zuallererst ist dabei an die vielen Opfer und die damit verbundenen menschlichen Tragödien zu denken. Zu Recht steht der offenbar laxe Umgang des Konzerns mit Sicherheitsvorschriften und Warnungen in der Kritik. An zweiter Stelle ist zu fragen, was das Unglück für den weltweiten Eisenerzmarkt und für die Erzpreise bedeutet. Die direkten Auswirkungen könnten sich zwar in Grenzen halten. Dennoch müssen Stahlmarktakteure das Thema, nicht zuletzt wegen der möglichen indirekten Folgen, auf ihrer Agenda haben.
Über weite Strecken des Jahres 2018 konnten die globalen Stahlpreise das zuvor erreichte hohe Niveau halten. Erst im Schlussquartal war eine klare Abschwächung zu beobachten. Hält der Abschwung im neuen Jahr an oder wird es zu einer Gegenbewegung kommen? Nachdem nun die Ausgestaltung der im Februar in Kraft tretenden, endgültigen „Schutzmaßnahmen“ der EU bekannt ist, wird der Ausblick ins neue Jahr klarer. Die safeguards bringen zwar planwirtschaftliche Züge in den EU-Stahlmarkt, sind aber kein „worst case“ für Stahlverarbeiter. Am Weltmarkt wird der Wettbewerb intensiver als in den Vorjahren ausfallen. Entsprechend werden die Preise in der Tendenz unter Druck stehen. Am EU-Stahlmarkt wird sich die Nachfragedynamik der Vorjahre nicht fortsetzen. Im Ergebnis besteht für die Stahlpreise im Jahr 2019 mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial, auch wenn Schwankungen in beide Richtungen möglich bleiben.
Der internationale Stahlmarkt war im November von kräftigen Preisrückgängen geprägt. Am hiesigen Markt zeigen sich die Spotmarktpreise zwar noch vergleichsweise robust, haben aber vor allem bei Flacherzeugnissen ebenfalls nachgegeben. Auch in Deutschland haben die Stützungsfaktoren an Kraft verloren. Während viele marktseitige Faktoren für die Einkaufsseite sprechen, ist die noch ausstehende Entscheidung in der Schutzmaßnahmenuntersuchung der EU der politische „Elefant im Raum“. Lesen Sie eine Einschätzung zur aktuellen Situation.
An vielen Stellen des Weltmarktes sind die Preise für Stahlerzeugnisse in den vergangenen Wochen ins Bröckeln geraten. Damit haben auch die im Hochsommer von hiesigen Herstellern noch selbstbewusst kommunizierten Pläne für weitere Preiserhöhungen einen kräftigen Dämpfer erhalten. Die Stimmung hat sich spürbar eingetrübt. Die vor kurzem vorgelegte neue Nachfrageprognose des Weltstahlverbandes Worldsteel hilft dabei, die aktuellen Entwicklungen zu verstehen. Es gilt, zwei Länder besonders im Auge zu halten. Zum neuen „hotspot“ des Weltstahlmarktes könnte sich die Türkei entwickeln. Die für China vorgelegten Zahlen sehen auf den ersten Blick positiv aus, speisen sich aber mehr aus der Vergangenheit als aus der Zukunft. Trotz aller Unsicherheiten sieht die Stahlwelt aus Sicht des Einkaufs derzeit besser aus als noch vor wenigen Wochen. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie die aktuelle Weltmarktlage einzuschätzen ist.
Nachdem die Sommerpause vorbei ist, müssen Stahleinkäufer feststellen, dass sich Hoffnungen auf eine Preisabschwächung nicht erfüllt haben. Im Gegenteil: Unüblicherweise wurden inmitten der Ferienzeit bei vielen Erzeugnissen höhere Preise angekündigt und teilweise auch umgesetzt. Damit liegen am Spotmarkt die Notierungen bei fast allen Stahlerzeugnissen höher als vor einem Jahr und haben gegenüber dem im Frühjahr erreichten bisherigen Höchststand des Jahres 2018 kaum nachgegeben. Für diese Entwicklung gibt es vier Gründe, die zum Jahresbeginn so nicht absehbar waren. Die Chancen für eine Trendwende noch in diesem Jahr sind eher gering. Das Gefühl, dass viel „Heiße Luft“ im Stahlmarkt ist, bleibt aber trotzdem.
Seit dem 19. Juli sind die sogenannten Schutzmaßnahmen der EU gegen Stahleinfuhren aus Drittländern in Kraft. Eine erste Bewertung zeigt, dass die EU-Kommission die von der WTO vorgegebenen Kriterien bis zum Äußersten gedehnt hat, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Damit hat sich die Stahlindustrie im Grundsatz durchgesetzt. Der Widerstand vieler Stahlverbraucher blieb aber nicht ohne Erfolg. Denn die Ausgestaltung der Maßnahmen hätte für sie schlimmer kommen können. Dennoch werden die zollfreien EU-Einfuhren bei einigen Erzeugnissen deutlich gegenüber dem Status vor Inkrafttreten der US-Zölle beschränkt. Die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Stahlpreise in der EU sind schwer abzuschätzen. Zu amerikanischen Verhältnissen wird es aber wohl nicht kommen.
Die Richtung der Stahlpreise im zweiten Halbjahr wird nicht von den Kräften des freien Marktes, sondern von der Politik in Brüssel vorgegeben. Viele Marktteilnehmer warten gebannt auf die erste Entscheidung der EU-Kommission in der laufenden „Schutzmaßnahmen-Untersuchung“, die nun für Juli erwartet wird. Entsprechend heiß laufen die Lobbymaschinen der Branchenverbände. Der europäische Verband der Stahlhersteller hat kürzlich seine Vorstellungen präzisiert und äußerst harte Importrestriktionen gefordert. Unterlegt wird dies mit Statistiken, mit denen erste Zeichen einer "Stahlschwemme" belegt werden sollen. Geben die Zahlen eine solche Interpretation her? Eine Analyse zeigt, dass nur für wenige Stahlerzeugnisse schon Umlenkungseffekte angenommen werden können. Die Forderung nach flächendeckenden Importbeschränkungen ist nicht durch Fakten gedeckt.
Die Ende März eingeleitete Schutzmaßnahmen-Untersuchung der EU stößt bei vielen Stahlverarbeitern und Stahlhändlern auf Kritik. Befürchtet werden eine Marktabschottung und eine spürbare Einschränkung des Importwettbewerbs, die gerade in Zeiten einer fortschreitenden Konzentration am Stahlmarkt der EU das Tor für noch höhere Stahlpreise öffnen könnten. Vertreter der Stahlindustrie zeigen sich als lautstarke Unterstützer der EU-Untersuchung und fordern die baldige Einführung von Importkontingenten. Wer hat Recht? Und welche Marktwirkungen lassen sich jetzt schon beobachten?
Der März verlief am internationalen Stahlmarkt außerordentlich turbulent. Zunächst kündigte US-Präsident Trump die Verhängung von Strafzöllen auf US-Stahlimporte an und setzte damit weltweit ein Feilschen um Ausnahmen in Gang. Die EU leitete am 26.03. eine „Schutzmaßnahmenuntersuchung“ ein, an deren Ende eine Begrenzung der gesamten Stahleinfuhren der EU stehen könnte. Am chinesischen Stahlmarkt und bei wichtigen Rohstoffen waren deutliche Preisrückgänge zu beobachten. Noch ist die Wirkung der unterschiedlichen Einflüsse schwer einzuschätzen. Es ist aber möglich, dass bei den Stahlpreisen eine Kehrtwende bevorsteht. Jedenfalls erscheint die Lage deutlich weniger stabil als noch vor einigen Wochen.
Es ist gekommen, wie es zu befürchten war: US-Präsident Trump will Zölle in Höhe von 25% gegen Stahleinfuhren aus allen Ländern erheben. Die EU-Stahlindustrie fordert umgehend Schutz vor Handelsumlenkungen von Stahl aus anderen Ländern. Es wird heiß diskutiert, wie die EU jetzt reagieren sollte. Lesen Sie vier Gründe dafür, warum eine Begrenzung der EU-Stahleinfuhren die falsche Antwort wäre.
Es scheint paradox, ist aber die bittere Wahrheit: Stahlherstellern geht es weltweit so gut wie lange nicht mehr. Stahleinfuhren aus China spielen sowohl in den USA als auch in Europa kaum noch eine Rolle, die chinesischen Exporte sind drastisch gefallen. Dennoch droht akut eine weitere Eskalation der Protektionismuswelle im weltweiten Stahlhandel, die in einen regelrechten Handelskrieg münden könnte. Die Entscheidung der US-Regierung, künftig kräftige Importzölle zwischen 20 und 50 Prozent auf die Einfuhr von Waschmaschinen und Solarmodulen zu erheben, zeigt, dass „America First“ mehr ist als nur Rhetorik. Die nächste Entscheidung könnte die US-Stahlimporte betreffen und eine weltweite Kettenreaktion auslösen. Wie zuletzt häufig in stahlpolitischen Fragen, besteht die Gefahr, dass die Interessen der Stahlverbraucher nur wenig Beachtung finden. Diese könnten sowohl direkt als auch indirekt von neuen Maßnahmen betroffen sein.
Am Ende des Jahres 2017 liegen die Stahlpreise bei Flachprodukten überwiegend etwas niedriger und bei Langprodukten deutlich höher als vor einem Jahr. Der kurzfristige Preistrend weist bei vielen Erzeugnissen nach oben. Gemessen an den Rohstoffkosten liegen die Stahlpreise aber schon jetzt auf einem unüblich hohen Niveau. Dies spiegelt sich wider in den Geschäftsabschlüssen der Stahlhersteller, von denen viele die seit Jahren höchsten Gewinne aufweisen. Wird sich die Hochpreisphase im Jahr 2018 fortsetzen? Oder wird der Hochseilakt ein jähes Ende finden? Einschätzungen dazu enthält der Marktausblick für das Jahr 2018.
Der im Oktober vorgelegte neue Nachfrageausblick des Weltstahlverbandes worldsteel enthält als kleinen Paukenschlag eine deutliche Revision der Nachfrageeinschätzung für den chinesischen Markt. Diese unterstreicht nicht nur, wie groß dort das Problem mangelnder Datenqualität ist, sondern hat auch Folgen für die Dynamik am Weltstahlmarkt und für das Verständnis der diesjährigen Stahlmarktentwicklung.